Über die Trauer
Wenn wir Abschied von einem geliebten Menschen nehmen müssen, ist es, als würde uns ganz plötzlich der Boden unter unseren Füßen weggerissen werden. Nichts ist mehr wie vorher. Man ist nicht mehr der/die Gleiche, die Umwelt scheint sich verändert zu haben und unser Weltbild gerät ins Wanken.
Dann, wenn der erste Schock vorüber ist, kehrt die Trauer ein. Sie schmerzt, sie zwingt uns in die Knie und zugleich ist sie Zeichen der Liebe, die wir für den verlorenen Menschen empfinden.
Manchmal braucht es lange Zeit, bis die Trauer sich wandelt, bis sie uns nicht mehr in Verzweiflung stürzt, sondern in unser Gefühlsleben integriert werden kann und wir uns wieder „ganz“ fühlen. Oftmals entstehen große Unsicherheiten bei Betroffenen und auch bei Angehörigen bezüglich des Umgangs mit der Trauer. Wie lange ist es „normal“ zu trauern? Sollte, der Trauernde nicht endlich loslassen? Ist Lachen erlaubt, wenn man vor kurzem einen Menschen verloren hat? Wie kann ich jemanden unterstützen, der gerade einen Menschen verloren hat?
Die Antwort ist: Jeder Mensch trauert anders. Jeder Weg der Trauer ist anders. Trauer verläuft in Wellen. Phasen des Glücklichseins und der Ablenkung sind hilfreich und wichtig. Auch Wut auf den Verstorbenen kann eine wichtige Rolle im Trauerprozess spielen. Auf glückliche Phasen können dann wieder Wellen von Trauer und Verzweiflung folgen. Wichtig ist, den Trauernden das Gefühl zu geben, einfach da zu sein und ihm, den Erinnerungen an den verstorbenen Menschen und der Trauer bei Bedarf Raum zu geben.
Das Verschweigen der verstorbenen Person oder das Bemühen, die „richtigen Worte“ zu finden, können umgekehrt Gefühle von Einsamkeit und des Unverstanden-Seins bei Trauernden auslösen. Auch geht es in der Trauer nicht ums „Loslassen“ sondern um den Aufbau einer neuen Beziehung mit dem Verstorbenen (wie auch immer diese aussieht), denn das was bleibt, ist die Liebe zu dem verstorbenen Menschen. Und diese Liebe zu leben, kann uns auf dem Weg der Trauer sehr viel Kraft geben und unterstützt dabei, in Beziehung mit der Umwelt zu bleiben und sich mutig auf neue Beziehungen einlassen zu können.